Lebensmittelverpackungsindustrie – Ein vielseitiger, unterschätzer Branchenzweig

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Für den Endkunden sind Verpackungen bestenfalls kaum eines Blickes wert und schlimmstenfalls eine gehörige Belastung. Seit Jahren schon werden Verpackungen als Übeltäter verschrien: Sie würden unnötig Müll erzeugen und seinen Ausdruck einer Wohlstandsgesellschaft, die einfach grundlos verpacken möchte.

Dabei kann einem geradezu schwindelig werden, wenn man bedenkt, wie viele Interessengruppen an der Verpackungsindustrie gerade bei Lebensmitteln zerren. Sie alle wollen ein möglichst funktionales Ergebnis. Wieso das manchmal so schwierig ist, die Branche aber gleichzeitig so interessant macht, beleuchtet der nachfolgende Artikel.

Lebensmittelverpackungen müssen vor allem schützen

Das größte Interesse an der funktionalen Verpackung hat der Hersteller: Er möchte, dass seine Ware möglichst von Zeitpunkt der Herstellung bis zum Kauf vom Endverbraucher vor allem geschützt, gleichzeitig aber ansehnlich präsentiert wird. Bei frischen Lebensmitteln bedeutet das: eine luftdichte, manchmal auch lichtdichte Verpackung. Hierfür würden theoretisch bereits verschiedene Verpackungsmaterialien einfacher Natur, etwa dünne Folien, genügen.

Aber auch die Lagerung und der Transport stellen Ansprüche an eine Verpackung. Um Kosten zu sparen, muss die abgepackte Ware nicht nur wenig Gewicht haben, sondern auch einfach zu stapeln sein. Das lässt sich mit dünnen Verpackungen nicht mehr leisten, zumal hierbei die Gefahr besteht, dass das Produkt beschädigt wird oder Verunreinigungen durch Risse in die Verpackung gelangen.

Hier lässt sich sogleich auch mit einem kleinen Mythos aufräumen: Große Anteile Luft in der Packung bedeuten nicht immer, dass der Hersteller betrügen möchte. Luftpolster sind ein ganz herkömmliches Mittel, um vor allem leicht zerbrechliche Lebensmittel wie Chips oder Kekse für den Transport und die Lagerung abzupolstern.

Besondere Anforderungsbereiche: Direktverzehr, Kennzeichnung und Recycling

Damit aber noch nicht genug. Auch der Kunde erwartet von der Verpackung eine gewisse Funktionalität. Nicht nur muss sie sich einfach öffnen und schließen lassen, auch eventuelle Beschreibungen und Kennzeichnungen sollten gut lesbar sein. Die allermeisten Verpackungen tragen zudem einen Barcode, der einfach und schnell zu scannen sein muss.

Spezielle Lebensmittelprodukte verlangen weiterhin nach Verpackungen, die hitzebeständig und/oder mikrowellengeeignet sind, um das Erhitzen der Speise direkt in der Packung möglich zu machen. Nicht zuletzt setzt sich seit einigen Jahren auch ein zunehmendes Umweltbewusstsein bei den Verbrauchern durch. Vor allzu viel absehbaren Plastikmüll schrecken sie zunehmend zurück und greifen lieber zur verpackungsarmen oder recyclebaren Alternative.

Zwischen diesen äußerst unterschiedlichen Polen verlaufen die Konfliktlinien für die Verpackungsindustrie, die im zunehmenden Maße die eierlegende Wollmilchsau herstellen soll: schön, einfach, stabil, funktional und gleichzeitig so wenig vorhanden wie möglich. Das macht allerdings auch den Reiz dieser oftmals übersehenen Branche aus, die genau wie andere Industriebranchen konstant forscht und sich mit neuartigen Produkten weiterentwickelt.

Dabei stehen die Innovationen den Produkten, die sie schützen oder schmücken sollen, in puncto Raffinesse oft in nichts nach. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist es daher immer eine gute Idee, sich mit dieser unterschätzten Branche auseinanderzusetzen.