Industrie: DIN-Normen für Befestigungselemente & Co.

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So gut wie alles in Deutschland ist genormt. Einen großen Anteil daran hat DIN, das Deutsche Institut für Normung. Entgegen der häufig sarkastischen Darstellung sind diese Normungen aber kein Anfall hyperdeutscher Gründlichkeit, sondern ein maßgeblicher Faktor für die Leistungsfähigkeit unserer Industrie.

Warum braucht man Normen in der verarbeitenden Industrie?

Normen werden insbesondere in der Industrie gebraucht, damit verschiedene industrielle Zweige problemlos miteinander arbeiten können. Gut erkennen kann man das in puncto Befestigungselemente wie Schrauben, Muttern und Distanzhülsen. Diese Teile kommen fast überall zum Einsatz und müssen in verschiedenen Standard-Größen zur Verfügung stehen. Das erleichtert das Arbeiten ungemein, denn so wird eine Arbeitsteilung überhaupt erst gewährleistet: Große Unternehmen stellen Befestigungselemente her, während andere sich an den Teilen bedienen, um etwa Gerüste zu bauen.

Gäbe es keine Normen, müsste jedes Unternehmen alle seine Teile selbst herstellen oder diese zumindest in Auftrag geben. Die Wirtschaft wäre damit insgesamt viel weniger effektiv. Normen sind in Deutschland grundsätzlich frei. Das heißt, dass sie jedem zur Verwendung zur Verfügung stehen. Über die Landesgrenzen hinaus gibt es auch internationale Normensysteme, etwa das ISO- oder das EN-System. So gut wie jedes Land hat zudem eine eigene Normeninstitution – DIN ist nicht das einzige Institut.

Ist Arbeitsteilung immer sinnvoll?

Besonders in jüngerer Zeit macht sich jedoch vor allem auf dem internationalen Markt eine Gegenbewegung bemerkbar: Besonders große Konzerne versuchen wieder mehr und mehr, Normen zu ignorieren und etwa Anschlüsse und Verbindungen selbst herzustellen. Die Hoffnung ist, dass bei sehr weit verbreiteten Produkten künstlich eine neue Nachfrage erzeugt werden kann. Die Logik: Wenn meine Produkte nur untereinander kompatibel sind, werden Kunden dazu gezwungen, ausschließlich Produkte von mir zu kaufen. Die Rechnung kann natürlich nur aufgehen, wenn ein Konzern so groß ist, dass er eine sehr breite Produktpalette überhaupt anbieten kann und verschiedene untereinander kompatible Teile herstellt.

Besonders großes Aufsehen erregt beispielsweise regelmäßig das Unternehmen Apple, das auf Standards bei seinen Anschlüssen zunehmend verzichtet und lieber seine eigenen Verbindungselemente durchsetzen will. Das Ziel: Zu jedem iPhone muss ein passender Apple-Kopfhörer gekauft werden, um Musik zu hören. Das widerspricht natürlich vollständig dem Sinn von Normung, ist aber ab einer gewissen Marktmacht jedoch problemlos möglich. Von daher können wir in Deutschland froh sein, dass weite Teile der Industrie noch immer mit den zahlreichen Normen arbeiten.

Damit wird nämlich nicht nur die Zusammenarbeit der Unternehmen, sondern auch die Nutzung der Produkte leichter. Wir wollen uns eine Welt, in der es etliche unterschiedliche Formen für ein „Standard“-Papierblatt gibt, nicht wirklich vorstellen. Normen mögen manchmal kleinlich wirken, de facto machen sie das Leben aber in vielen Bereichen einfacher und günstiger.