Pandemie, Krieg, Inflation: Wie sich der Einzelhandel für die Zukunft wappnen kann

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PopTika/shutterstock.com

Jubel auf der einen, Tristesse auf der anderen Seite. Während der stationäre Einzelhandel weiterhin mit hohen Verlusten durch die Pandemie zu kämpfen hat, werden im ECommerce Jahr für Jahr neue Umsatzrekorde aufgestellt. Doch die Situation ist komplexer als dieser Antagonismus. Und die Chancen für einen erfolgreichen modernen Einzelhandel stehen trotz Krieg, Inflation und Lieferengpässen besser als es auf den ersten Blick scheint.

Digitalisierung des Einzelhandels: Auf dem Weg zum „New Normal“?

Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat angesichts tiefroter Zahlen bereits zu Beginn diesen Jahres in einer Pressemitteilung den Existenzkampf für Einzelhändler ausgerufen. Nach einer Umfrage des Verbandes hat der stationäre Handel 29% seiner Erlöse im Vergleich zum Vorkrisenniveau eingebüßt. Auch wenn eine überwältigende Mehrheit der Kunden die 2GMaßnahmen mitträgt: LockDowns und ein zweifach ausgefallenes Weihnachtsgeschäft haben sichtlich Spuren in den Bilanzen hinterlassen. Daten des Statistikportals Stata über die Besucherfrequenz in deutschen Läden zeigen zumindest für den Jahresstart 2022 erste Anzeichen fragiler Erholung.

Doch die pandemiebedingte Zäsur hat sich auch als Katalysator für die Digitalisierung des Handels entpuppt. Viele Händler haben die erzwungene Auszeit genutzt, um sich mit neuen Konzepten für die Zukunft aufzustellen. Das für viele bis dato ungewohnte digitale Beschaffungsgeschäft kristallisiert sich zunehmend als „New Normal“ mit Potential für deutliche Effizienz und Preisvorteile heraus. Intelligente digitale Geschäftsabläufe zur Steuerung von Betrieb und Beschaffung treten an die Stelle des bisherigen, kaum noch zeitgemäßen Status Quo aus Telefon, Fax und Bestellzettel.

Marktplatzlogik mit Mehrwert: Eine Antwort auf LogistikKrise und Kapitalknappheit?

Nahezu jeder siebte Euro aus deutschen Haushalten fl laut einer Studie des Bundesverbands ECommerce und Versandhandel (bevh) in Waren aus dem OnlineHandel. Ein Umsatz von fast 100 Milliarden Euro steht für die Branche in 2021 zu Buche. Der ungebrochene Aufwind des ECommerce zeigt welch disruptive Kraft in digitalen Lösungen auch für den klassischen Einzelhandel steckt. Vor dem Hintergrund der aktuellen LogistikKrise bewähren sich allen voran B2BPlattformen. Sie machen sich bei der weiterhin hohen Transaktionsfrequenz zwischen Herstellern und Händlern, Skaleneffekte zu nutze.

Den Ladengeschäften eröffnen sich günstige und zuverlässige Zulieferstrukturen, die in einem angespannten Marktumfeld, erhöhte Resilienz zeigen. Um die stark verknappten Kapitalreserven vieler Ladeninhaber zu schonen, machen die digitalen Großhandelsmarktplätze auch Bestellungen in Mengen deutlich unter den bisher branchenüblichen Mindestbestellwerten möglich. Gerade lokale, risikosensible Einzelhändler mit geringem finanziellen Spielraum können so trotz fortbestehender Marktunsicherheiten und dem Ausfall von wichtigen Messen ihre Produktpalette individuell an wechselnde Kundenbedürfnisse anpassen.

Service und Erlebnis: Wie der Einzelhandel seine Qualitäten in Position bringt

Der postpandemische Einzelhandel gewinnt über die digitalen Beschaffungsnetzwerke Flexibilität und Gestaltungsspielraum für das eigene Sortiment. Die Kostenvorteile ermöglichen es Waren gezielt auf ihre Absatzfähigkeit auszutesten und kapazitätsgerecht nachzubestellen. Daraus folgende höhere Konversionsraten sichern die finanzielle Stabilität des Betriebs. Der Zugang zu unabhängigen Herstellern in ganz Europa auf einen Klick eröffnet einer neuen Generation an Einzelhändlern die Chance, das eigene Profil mit originellen Produkten zu schärfen.

Ohnehin kommt es für den stationären Einzelhandel mehr denn je, unter dem Druck der wachsenden OnlineKonkurrenz sowie aufstrebenden D2CModellen darauf an, den Mehrwert der eigenen Kurations und Beratungsleistung in den Vordergrund zu rücken. Die Digitalisierung der Betriebsabläufe in Beschaffung und Logistik schafft den Raum, um sich auf die qualitativen Kernkompetenzen des Einzelhandels zu konzentrieren, die das Einkaufen zum sensorischen und emotionalen Erlebnis machen. In dieser Qualität liegt die Zukunft des modernen Einzelhandels.


Über den Autor

Constantin LangholzBaikousis ist seit Oktober 2021 General Manager DACH bei Ankorstore. Dort verfolgt er das Ziel über einen dezentralen Ansatz den B2BMarktplatz zum „Betriebssystem für die nächste Generation des Einzelhandels“ auszubauen. Zuvor war er 5 Jahre Manager bei Zalando und baute über 6 Jahre als Gründer in Berlin die sehr erfolgreiche Schuh und Accessories Brand Aeyde auf.