Die Inflation ist zur Zeit mit rund 3,9 Prozent relativ hoch, die Zinsen weiterhin niedrig. Was für Sparer ein Nachteil ist, kann für Kreditnehmer von Vorteil sein: Durch den negativen Realzins sinken ihre Kosten. Wir erklären, was dahintersteckt…
Normalerweise liegt die Inflation in Deutschland bei rund zwei Prozent. Das heißt: Im Schnitt werden Produkte und Dienstleistungen um zwei Prozent teurer und das verfügbare Geld um denselben Faktor weniger wert. Wenn also die Löhne und Zinsen nicht mithalten, verliert man Kaufkraft. Ermittelt wird die Inflationsrate anhand eines fiktiven Warenkorbes. Dieser soll auch dafür sorgen, dass Ausreißer nach oben oder unten die Inflationsrate nicht zu stark verzerren – ein Beispiel hierfür sind regelmäßig die Energiepreise, die seit Jahren deutlich stärker steigen als die gemittelte Inflation.
Aktuell liegt die Inflationsrate ungewöhnlich hoch bei 3,9 Prozent. Dies dürfte aber nur ein vorübergehender Effekt sein, der vorwiegend auf durch die Coroana-Pandemie verursachte Verknappung bestimmter Waren zurückzuführen ist.
Was sind negative Realzinsen?
Aber wie kann es dann sein, dass man bei Krediten einen Vorteil haben soll? Dafür müssen wir zuerst die zugrunde liegenden Begrifflichkeiten klären. Wer einen Kredit aufnimmt, muss diesen zu einem bestimmten Zinssatz, dem so genannten Nominalzins, zurückzahlen. Das sind bei einem üblichen Konsumkredit zum Beispiel fünf Prozent. Man kauft ein Produkt für 1000 Euro und finanziert es zu diesem Nominalzins per Kredit, muss also am Ende 1050 Euro zahlen (oder mehr – wenn der Kredit zu lange läuft oder man ihn nicht rechtzeitig bedient).
Der Realzins liegt aber niedriger. Denn über die Laufzeit des Kredits mindert sich der Geldwert in der Höhe der Inflationsrate. Um den Realzins zu errechnen, subtrahiert man die aktuelle Inflationsrate vom Nominalzins, üblicherweise also zwei, aktuell sogar 3,9 Prozent. Das heißt: Die Inflation sorgt zwar dafür, dass Geld an Wert verliert. Sie sorgt aber auch dafür, dass Schulden sich im Wert verringern. Denselben Effekt nutzt die Europäische Zentralbank (EZB), um mit den anhaltenden Niedrigzinsen die Staatsschulden abzuschmelzen. Der Wert der Kreditzinsen verringert sich folglich um die Inflationsrate, schrumpft also um 3,9 Prozent.
Je höher der Kredit ist, desto deutlicher der Effekt des negativen Realzinses. Wenn also die Inflation hoch und die Zinsen niedrig sind, lohnt es sich eher, Kredite aufzunehmen. Verschiedene Anbieter für Kredite kann man ganz einfach online bei kredit.pro vergleichen lassen und so das derzeit beste Angebot finden.
Bleibt es bei negativen Realzinsen?
Ob dieses seit dem Sommer 2021 auftretende Phänomen der negativen Realzinsen bei Ratenkrediten anhalten wird, lässt sich selbstverständlich nicht mit Bestimmtheit sagen. Allerdings ist davon auszugehen, dass die Kreditzinsen weiterhin auf einem Tiefstand bleiben. Die EZB wird aller Voraussicht nach den Leitzins noch für einen gewissen Zeitraum auf dem aktuellen Null-Prozent-Rekordtief halten, um die wieder anziehende Konjunktur nicht zu schwächen. Günstige Konditionen für Kredite sollten daher auch weiterhin bestehen bleiben. Allerdings lässt sich der zweite Faktor dieses Phänomens, nämlich die Inflation, weitaus schwerer einschätzen.
Experten gehen davon aus, dass ein entscheidender Grund für den rasanten Anstieg der Inflation die Nachwirkungen der Mehrwertsteuersenkung ab dem Sommer 2020 bis zum Ende des gleichen Jahres sind. Dieser Effekt stellt sich jedoch zum nächsten Jahreswechsel ein, was zu einem Abflachen der Inflation führen kann. Außerdem werden hohe Kosten durch Materialknappheit und Lieferengpässe als ein weiterer Auslöser der derzeit hohen Inflation bewertet. Auch dieser Umstand wird nicht unbegrenzt anhalten und sich schrittweise wieder regulieren. Sinkt die Inflation wieder, wird es perspektivisch keinen negativen Realzins mehr geben. Diese mögliche Entwicklung sollten Verbraucher, welche derzeit über die Aufnahme eines Kredits nachdenken, beachten.
Wer also eine größere Anschaffung plant oder anderweitig eine Kreditaufnahme ins Auge gefasst hat, ist gut beraten, das noch in diesem Jahr zu tun. Es ist zwar möglich dass die Konstellation niedriger Zinsen und relativ hoher Inflation anhält, aber es ist nicht sehr wahrscheinlich, auch weil sich die Wirtschaft bislang gut von den Auswirkungen der Krise erholt.
Welche Auswirkungen haben negative Realzinsen für Sparer und Anleger?
Während die derzeitige Situation auf dem Finanzmarkt für Kreditnehmer durchaus erfreulich ist, stellt sie für Sparer und Anleger einen Nachteil dar. Wer sein Kapital beispielsweise auf einem Festgeldkonto oder Tagesgeldkonto verwahrt, der erlebt derzeit den Verlust der Kaufkraft seines Vermögens und das Sparen kostet Geld. Denn auf einfache Sparformen gibt es kaum noch Zinsen. Sparbücher und Girokonten werfen gar nichts mehr ab, und selbst bei guten Festgeldkonten, wie sie etwa Direktbanken anbieten, kommt man bestenfalls auf einen Zinssatz von 1,5 Prozent. Also deutlich unter der aktuellen und auch ein gutes Stück unter der sonst üblichen Inflationsrate von etwa zwei Prozent.
Je länger man Geld auf solchen Konten parkt, desto größer ist folglich der Wertverlust. Bei immer mehr Banken kommen für große Einlagen außerdem Negativzinsen hinzu, zumindest für Neukunden. Es kann also sinnvoll sein, wenigstens einen Teil seines Geldes anderweitig anzulegen.