Automatisierung in der Logistikbranche – Wirklich immer eine gute Idee?

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Längst ist auch die Logistikbranche vom Industrie-4.0-Hype erfasst worden. Immer mehr Unternehmer stellen ihre Intralogistik so um, dass die Prozesse teil- bis vollautomatisiert erfolgen oder sogar gänzlich von Robotern übernommen werden. Die Anschaffungs- und Umbaukosten für eine umfangreiche Automatisierung sind oftmals noch recht hoch. Lohnt sich das Umrüsten aktuell wirklich für Jedermann?

Tücken der Automatisierung

Ein Problem bei der Automatisierung von Logistikprozessen ist vor allem das der Gleichförmigkeit: Automatische Systeme bauen darauf, dass ein Lager systematisch funktioniert und weitgehend gleichförmig strukturiert ist. Im Gegensatz zur menschlichen Arbeitskraft fehlen auch modernen Robotern noch immer die Kapazitäten für kreative Problemlösungen.

Das heißt: Im Zuge einer Automatisierung genügt es oftmals nicht, nur ein neues System zu installieren. Oftmals muss die gesamte Anordnung des Lagers umgestellt werden. Gerade bei immer individueller werdenden Ansprüchen an das Produktangebot ist das schwierig, denn jedes zu erwartende Szenario muss irgendwie in die Prozesskette eingepasst werden.

Zeit- und Kostenvorteil müssen im Verhältnis zu den Ausgaben stehen: Das Beispiel Rollwagen

Erleben wir mit dem Trend zur Individualisierung von Angeboten vielleicht sogar eher die Rückkehr zu einfacheren, aber dennoch effizienten Transportlösungen, die vor allem menschliche Bestückung voraussetzen?

Beispielsweise gibt es viele Vorteile von Rollwagen, die durchaus ganze Lager effizienter machen können, ohne dass dafür teure technische Anschaffungen notwendig wären. Bevor also der Gedanke an den Ersatz der menschlichen Arbeitskraft aufkommt, ließe sich überlegen: Kann ich durch einfachere Lösungen vielleicht das Output meiner Arbeit vergrößern?

Rollwagen ermöglichen beispielsweise ein einfaches Stapeln von Transportboxen und benötigen im Gegensatz zu Flurförderfahrzeugen weder viel Platz noch eine umfangreiche Stromversorgung oder Wartung. Diese Kostenvorteile von günstigen Lösungen sollten in einem gesunden Verhältnis zur technischen Generalüberholung stehen, bevor diese ernsthaft ins Auge gefasst wird.

Industrie 4.0: Auf dem Vormarsch, aber noch nicht am Höhepunkt

Nach den Ergebnissen einer Online-Umfrage eines deutschen Logistikimmobilienentwicklers aus dem Jahr 2016 hat bereits etwa die Hälfte aller Logistik-Immobiliennutzer auf automatisierte Technik umgestellt. Mittlerweile dürften es durchaus mehr sein. Auch wenn in die Branche immer mehr automatisierte Systeme und Roboter Einzug halten, wächst auf der anderen Seite das Anforderungsprofil an die Technik ständig.

Ähnlich wie beim Boom der Mikrochips kann es hier schnell passieren, dass die für revolutionär und effizient gehaltene teure Technik schon bald dem gestiegenen Anforderungen nicht mehr gerecht wird – und allzu schnell wieder umgerüstet werden muss. Die intensive Forschung an der künstlichen Intelligenz, die anpassungsfähig und sogar kreativ werden soll, hat in den vergangenen Jahren gerade erst begonnen.

Bis es so weit ist, sollten sich Unternehmer genauestens über die verschiedenen angebotenen Lösungen informieren und peinlich genau abschätzen, ob ein Kostenvorteil nicht nur für den gegebenen Moment absehbar ist, sondern auch in Zukunft ein solcher bleiben wird.